Theologie praktisch: Aktuelle Monatsbeiträge Reflektierte Religionskultur
Ab September 2020 finden Sie hier in monatlich neuen Beiträgen kritisch Nachgedachtes zu Kirche, Kultur und Gesellschaft.
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Sendepause
Wegen vorübergehender anderweitiger Arbeitsanforderungen ruht die Arbeit an dieser Seite bis zum Herbst 2023.
Zum Sonntag Invocavit
Woher, wohin mit der Gerechtigkeit ?
In einem freien Gespräch probieren wir Denk- und Vorstellungsmöglichkeiten aus. Wie können wir Gerechtigkeit begreifen? Wo kommt sie her? Was macht sie mit uns? Sind wir zu einem gerechten Dasein überhaupt in der Lage? Warum könnte uns gerechtes Handeln doch möglich sein? Und wie können wir Ungerechtigkeit begegnen.
Antje M. und Bodo Mickan
Januarthema
Gottesbilder im Gebrauch
In der vorausgehenden Podcastausgabe ermittelten wir einen Überblick zu unverzichtbaren Elementen unseres christlichen Glauben, um auf die so ausgemachten "Must-Haves" in den kommenden Monaten vertiefender einzugehen. Für den Jahresbeginn wurde als Thema die Frage nach der Entwicklung und dem Gebrauch von Gottesbildern ausgewählt. Wir nähern uns ihr in dem hier folgenden Podcast im gemeinsam nachdenkenden Gespräch gewissermaß "freihändig" an und laden Sie zum mittenken ein.
Antje Martina und Bodo Mickan
Dezemberthema
Ideen zu "Must-Haves" des christlichen Glaubens 1
Wir machen uns Gedanken über elementare Inhalte der christlichen Theologie, die unserem Glauben greifbare Aussagen zur Auseinandersetzung bieten. Es sind für uns diejenigen Konzepte, die in besonderes grundlegender Weise mit einem Erleben von Sinn verbunden sind. In der ersten Folge sammenln wir diejenigen Inhalte, die sich für uns im Alltag als orientierende "Must-Haves" gezeigt haben, auf die wir dann in den nächsten Monaten vertiefter blicke wollen.
Antje M. und Bodo Mickan
Septemberthema
Lose Gedanken über Losigkeit als Armut oder Freiheit
Ein gemeinsam nachsinnendes Gespräch über ein bewegendes Thema unserer Zeit zum Reinhören und Weiterdenken.
Antje M. und Bodo Mickan
Urlaubspause im August
Schöne Grüße vom Fahrradurlaub in Schleswig-Holstein! Das Wetter ist schön, das Nordseewasser belebend und die Beine halten trotz vielen Gegenwindes noch munter durch.
Bis zum September mit einem neuen Beitrag.
Antje M. Mickan
Julithema 2022
Befreit in der Ecke stehen?
Vom repräsentativen Platz, quasi aus der ersten Reihe, weggeräumt zu werden, tut normalerweise weh. Und es kann auch weh tun, wenn man ein solches Geschehen miterlebt, nicht nur aus Empathie und Mitleid, sondern auch weil dann an diesem Platz für die eigene Person etwas Lieb-Gewonnenes vermisst wird. Ja, genau, von einem solchen Fall möchte ich erzählen. Bei dem weggeräumten Etwas handelt es sich zwar „nur“ um ein steinernes Ding, aber dies mit menschlicher Gestalt.
Jahrelang stand die „Große Sinnende“ am Eingangsportal der Klosterkirche Riddagshausen. Mit leicht geneigtem Haupt, ruhigen Gesichtszügen, ein wenig nach unten gebogenen Mundwinkeln spiegelt die 2,5 Meter große Gewandfigur von Holger Lassen einen Ausdruck von Besinnlichkeit ebenso wie von Traurigkeit. Wer fröhlich zum Gottesdienst in die Kirche ging, kam an ihr vorbei und konnte durch den Anblick dieses Bildnisses einer jungen Frau mit altmodischer Kleidung leicht zu Gedanken an das weniger Fröhliche des Lebens und die gerade jetzt Traurigen angeregt werden. Sie stand einfach da, sehr aufrecht, absolut still, wie in sich gekehrt und wie eine heilige Maria, der Namenspatronin dieser Kirche. Kaum jemand wird auf die Idee gekommen sein, diese anmutende Figur selbst mit Händen zu berühren. Trauernde mögen in ihr eine Art Schwester gesehen haben, die zeigt, dass sie in ihrem Leid nicht alleine sind. Nun ist St. Mariae zu Riddagshausen allerdings eine sehr beliebte Trau- und Taufkirche, so dass die gefeierten Kasualien deutlich mehr dem freudvollen Lob gewidmet sind als der Klage.
Eines Tages war „Maria“, wie ich sie hier nennen möchte, verschwunden. Ich kam auf den Gedanken, dass man sich über sie beschwert hatte, weil sich die lustigen Gesellschaften durch sie gestört sahen. Eine Mahnung am Jubeltag, das muss doch nicht sein. Was sollte man den Kindern sagen, wenn die fragten, warum da so ein trauriges Weib an der Tür steht? Diese Vorstellung lag für mich nahe, denn es ist ja nicht so, dass diese Erscheinung nicht auch mir schon einmal als allzu aufdringlich zurückhaltend in ihrem offensichtlichen Unglück erschienen wäre. Dann habe ich sie aber wiedergefunden und war pikiert über die Tat der Verantwortlichen. Man hatte sie fast in die hinterste Ecke des Klostergartens geräumt. Wenn auf der großen Wiese nun etwa zum Erntedankmarkt oder Pfingstfest das Leben tobt, mag Maria ganz vom Rande her zusehen und steht mit ihrer ausströmenden Traurigkeit niemandem im Weg.
Und dann bemerkte ich etwas Eigenartiges. Was mir noch nie zuvor aufgefallen war, geschah. Jemand hatte Maria ein Sträußchen selbst gepflückte Blumen in die Hände gelegt. Ein andermal trug sie einen Kranz aus Gänseblümchen und augenblicklich hält sie eine weiße Kerze in der Hand. Da hinten in der Ecke im Klostergarten ist sie berührbar, besuchbar, man kann mit ihr reden und sie scheint still zuzuhören. Wenn die Sonne hell strahlt, strahlt auch ihre Traurigkeit sehr intensiv. Im Winter, gerade mit Schnee auf dem Haupt, scheint sie zu warten. Es tut gut, sich zu ihr zu gesellen, sie ein wenig zu trösten oder sich mit ihr zusammen nach etwas zu sehnen.
Für mich, und wohl nicht für mich allein, ist eine Spannung entstanden zwischen ihrem alten und ihrem neuen Platz, die nun aber ganz neue praktische Möglichkeiten schafft. Die Ecke der alten Klostermauer mit dem kirschähnlichen Baum ohne Kirschen daneben ist doch eine schöne Stelle, um dort vorbei zu gehen, Maria zu besuchen und dann beispielsweise an den unweit wachsenden duftigen Rosen zu schnuppern.
Antje Martina Mickan